Von der Vision zum erfolgreichen Unternehmer – die ersten Schritte bis zur Gründung

Der Traum von der Selbstständigkeit – für viele bleibt es ein Traum, andere nehmen ihr Schicksal in die Hand und starten mit dem eigenen Unternehmen durch. Während einige die einmalige Vision eines innovativen Produktes auf den Markt bringen wollen, gründen andere ein ganz bodenständiges Handwerksunternehmen.

So unterschiedlich die Ziele auch sein mögen: Allen gemein sind die ersten Schritte bis zur Gründung.

Selbstständigkeit ja oder nein?

Ganz am Anfang steht die Frage: Bin ich überhaupt für die Selbstständigkeit geeignet, d. h., sind die erforderlichen persönlichen, fachlichen und sozialen Kompetenzen vorhanden? Um das zu entscheiden, hilft neben einem Fragenkatalog eine Selbst- und Fremdeinschätzung. Freunde, Familie und Bekannte können sicherlich einen wertvollen Beitrag leisten und einen zusätzlichen Blickwinkel einbringen.

  • Ist die geplante Unternehmensgründung ein Notfallplan oder steckt wirkliche Überzeugung und Leidenschaft hinter der Idee?
  • in der Anfangsphase auch finanzielle Unterstützung leisten?

Als Gründungsperson steht und fällt der Erfolg der Gründung mit Ihren Kompetenzen. Umso wichtiger ist hier direkt zu Beginn eine realistische Einschätzung. Keine Frage, nicht jeder ist in allen Bereichen stark. Doch wer seine Schwächen kennt, kann diesen z. B. durch Workshops und Seminare begegnen, um sich das notwendige Know-how anzueignen.

Das funktioniert jedoch nicht in allen Bereichen: Sicherheitsliebende Menschen sind unter Umständen mit einer Neugründung nicht allzu gut beraten, ist anfangs die Auftragslage und damit die Existenzgrundlage doch eher ungewiss. Möglicherweise ist hier die Übernahme eines bestehenden Unternehmens die bessere Variante, um in die Selbstständigkeit zu starten.

Geschäftsidee

Die Basis einer jeden Gründung ist eine tragfähige Geschäftsidee. Um zu dieser zu gelangen, gibt es mehrere Wege:

  • Übernahme eines markterprobten Franchising-Konzeptes
  • Unternehmensnachfolge durch den Kauf eines bestehenden Unternehmens, etwa wenn Geschäftsführer altersbedingt aus der Firma austreten
  • Weiterentwicklung bestehender, brachliegender Patente
  • Gründung in eine Marktlücke: Die Idee braucht nicht neu sein, wenn es am Gründungsort zu wenig Angebot für die bestehende Nachfrage gibt.
  • Systematische Suche nach Trends auf Messen, über Marktforschung, in Fachmagazinen aus dem In- und Ausland
  • Entwicklung eines innovativen Produkts
  • Ausgründung (Bezeichnet eine Gründung, die durch einzelne Mitarbeiter oder eine komplette Abteilung eines Unternehmens erfolgt.)
  • Teilzeitgründungen sorgen dafür, dass Hauptberuf und Familie nicht zu kurz kommen.

Vermutlich hat jeder Gründer in spe eine andere Methode, um die zündende Idee zu haben. Während sich der Eine systematisch vor ein leeres Blatt Papier setzt, nutzt ein Zweiter vielleicht Kreativitätstechniken und dem Dritten fällt das geniale Erfolgsmodell ganz zufällig ein. Ganz egal, woher die Geschäftsidee stammt: Bevor das Geschäftsmodell entwickelt werden kann, bedarf es einer Prüfung.

Wie ist es um den Markt bestellt?

Gleich zu Beginn erfolgt eine Analyse von potenziellen Kunden, Angebot und Nachfrage. Nur wenn es einen Markt für die Idee gibt, besteht Aussicht auf finanziellen Erfolg.

Wie steht es um den Standort?

Lage, Lage, Lage lautet das Credo der Immobilienbranche. Das gilt unter Umständen auch für die Wahl des Standortes einer Gründung. So wirkt sich dieser auf die Absatzchancen aus, da Marktvolumen, Wettbewerbssituation und Einzugsgebiete nicht überall gleich groß sind. Gleichzeitig stellt die Infrastruktur einen Aspekt der Logistik für Warenlieferungen dar.

Vor allem bei expandierenden Unternehmen spielt die Verfügbarkeit von Fachkräften eine Rolle, auch sollten Bildungsmöglichkeiten in der Nähe sein, um die Attraktivität für Familien zu gewährleisten. Nicht zuletzt ist der örtlich höchst unterschiedliche Gewerbesteuerhebesatz ein finanzielles Kriterium, das es zu berücksichtigen gilt.

Ist der Markt zeitlich eingegrenzt?

Möglicherweise ist Ihr Hauptgeschäft auf eine bestimmte Jahreszeit konzentriert – etwa weil Produkte nur zu einer bestimmten Zeit wachsen, der Bedarf z. B. nur im Winter gegeben ist oder Touristenströme nur im Sommer vor Ort sind. Eine solche Unternehmung ist hinsichtlich der Kalkulation besonders intensiv zu prüfen, denn auch in der Flautezeit, müssen die laufenden Kosten gedeckt sein.

Ist die Idee umsetzbar?

Dieser Punkt konkretisiert die theoretische Frage nach dem Markt und die praktische Umsetzbarkeit. Hier geht es um die Produktionskosten und die Bereitschaft der Kunden, den notwendigen Preis zu zahlen, die Verfügbarkeit technischer Geräte und die zur Verfügung stehenden finanziellen Mittel. Letztlich muss die Umsetzung zudem in einem legalen Rahmen stattfinden, d. h., der rechtliche Rahmen darf hier keine unüberwindbaren Hürden darstellen.

Lässt sich die Geschäftsidee schützen?

Vor allem innovative Ideen, die wirtschaftlich sehr erfolgreich sind, finden schnell Nachahmer und Trittbrettfahrer. Entsprechend sollte in einem solchen Falle die Überlegung sein, das geistige Eigentum schützen zu lassen, um im Zweifelsfall über eine rechtliche Handhabe zu verfügen. Eine Anlaufstelle ist hierfür das Deutsche Patent- und Markenamt mit Sitz in München.

Mit der Beantwortung dieser grundlegenden Fragen ist bereits der erste Schritt zum Businessplan gemacht. Bevor Sie dieses wichtige Schreiben jedoch ausarbeiten können, ist eine umfassende Recherche erforderlich.

Information und Beratung

Selbst mit guten Branchenkenntnissen schadet es keinesfalls, Beratungsangebote anzunehmen. In vielen Städten und Kreisen bieten Industrie- und Handelskammer, Handwerkskammer oder Branchenverbände Gründungsseminare an und informieren über grundlegende Fragen zu Fördermöglichkeiten, der Gestaltung des Businessplans oder notwendigen Genehmigungen.

Auch eignen sich solche Treffen hervorragend, um das eigene Netzwerk zu vergrößern. Viele dieser Angebote sind umsonst, teilweise gibt es sogar spezielle Fördergutscheine, die einen Zuschuss zu Beratungsangeboten und Workshops bieten. Da die regionalen Angebote hier höchst unterschiedlich sind, lohnt sich eine Recherche über die Optionen vor Ort.

Businessplan erstellen

Zahlreiche Agenturen bieten das Schreiben des Businessplans an. Doch ist dies ein Schritt, den Sie keinesfalls aus der Hand geben sollten. Das Erarbeiten dieses zentralen Schriftstücks verschafft Ihnen nicht nur Wissen, sondern gibt Ihnen die Sicherheit, die Idee später erfolgreich bei potenziellen Investoren oder der Bank zu präsentieren. Wenngleich es keine festgelegte Vorlage für den Businessplan gibt, so müssen einige Punkte unbedingt enthalten sein:

Zusammenfassung

Am Anfang des Plans steht eine Zusammenfassung, in der die wesentlichen Punkte auf maximal einer Seite zusammengefasst sind. Besonderheiten sollten daraus ebenso deutlich werden wie die Zielgruppe, der Kapitalbedarf und eventuelle Risiken.

Gründerperson

Die Gründerperson steht im Zentrum des Unternehmens. Entsprechend wichtig ist sie für den Erfolg. Hier ist Platz für Qualifikationen, Branchenkenntnisse und BWL-Kenntnisse, Stärken und Schwächen sowie dahingehende Lösungsvorschläge. Bei einer Gründung im Team bietet sich hier die Option, gegenseitig die Schwächen auszugleichen.

Produkt oder Dienstleistung

Hier geht es darum, das Produkt oder das angebotene Dienstleistungsspektrum vorzustellen, mit dem Geld erwirtschaftet werden soll. Ist dieses noch in der Entwicklung, kann hier der aktuelle Stand und der Zeitpunkt der Marktreife genannt werden.

Auch ist hier Platz zu Aussagen über Patente und gesetzliche Formalia. In jedem Fall muss die Besonderheit deutlich werden, die das Produkt einzigartig macht.

Markt

Dem Teil zum Markt geht eine intensive Analyse voraus. Hier sind schlagkräftige Zahlen aus der Wirtschaft ebenso bedeutend wie das Umsatzpotenzial.

Konkurrenz

Hier beantworten Sie die Fragen nach Konkurrenten, deren Preisstrukturen und die Stärken und Schwächen der Mitbewerber. Dabei gilt es auch, die eigenen Schwächen gegenüber diesen Unternehmen zu benennen und Lösungsvorschläge aufzuzeigen.

Zielgruppe

Bei der Zielgruppe stellt sich die Frage nach potenziellen Kunden: Wer sind sie, wo sind sie, welche Bedürfnisse haben sie? Inzwischen ist eine pauschale Aussage hier nicht mehr üblich zugunsten des Entwurfs verschiedener Personas, d. h., überlegen Sie sich etwa drei Stereotype typischer Kunden: Welches Geschlecht und Alter haben sie, was machen sie beruflich und wie viel Geld steht ihnen zur Verfügung, was sind die Hobbys und wo informieren sie sich über neue Produkte?

Diese Fragen helfen dabei, Kunden kennenzulernen und damit die Kundenansprache zu verbessern.

Standort

Bei der Nennung der Standortwahl bietet es sich an, diese auch zu begründen. Auch hier ist es legitim, etwaige Nachteile zu benennen, jedoch gleichzeitig einen Ausgleich dafür aufzuzeigen.

Finanzplan

Der Zahlenteil ist das Kernstück für mögliche Geldgeber. Aus diesen Berechnungen geht hervor, ob die Geschäftsidee finanziell tragfähig ist. Dabei lassen sich verschiedene Tabellen unterscheiden:

  • Kapitalbedarfsplan: Hieraus geht hervor, wie viel Geld notwendig ist, bis sich das Unternehmen trägt. Welche Anfangsinvestitionen sind notwendig, was muss für die Büroausstattung angeschafft werden, wie hoch ist die Mietkaution, wie hoch sind die monatlichen Lebenshaltungskosten, die es zu überbrücken gilt, bis das Geschäft läuft?
  • Rentabilitätsvorschau: Hier zeigt sich, ob sich mit den Einnahmen die beruflichen wie privaten Kosten decken lassen.
  • Liquiditätsplanung: Während in der Rentabilitätsvorschau der langfristige finanzielle Erfolg ersichtlich sein sollte, dient die Liquiditätsplanung dazu, den permanenten Cashflow abzubilden, nach dem das Unternehmen immer zahlungsfähig sein muss.
  • Finanzierungsplan: Wie hoch ist der Anteil von Eigen- und Fremdkapital? Welche Förderprogramme kommen infrage? Sollen einige Objekte geleast werden?

Da der Finanzplan die Grundlage Ihres Unternehmens darstellt, lohnt es sich, bereits mit möglichst konkreten Zahlen zu hantieren. Kostenvoranschläge und Recherchen über marktübliche Preise sind hier ratsam.

Marketing

Zur Definition des Marketingkonzeptes haben sich die klassischen etabliert:

  • Produkt: Nutzen für die Kunden und Alleinstellungsmerkmal
  • Preisstrategie
  • Vertrieb: Absatzzahlen, Vertriebswege, Kosten, Vertriebspartner
  • Werbemaßnahmen und Zielgruppenansprache

Jeder dieser Punkte sollte im Businessplan benannt und ausführlich dargestellt werden.

Unternehmen

In diesem Bereich geht es um die Rechtsform der Gründung sowie die innerbetriebliche Organisation. Wer übernimmt welche Aufgaben, wann werden Mitarbeiter eingestellt, welche Qualifikationen müssen diese haben?

Risikoanalyse

Am Ende des Plans steht eine realistische Benennung von Chancen und Risiken für das Unternehmen. Überlegen Sie sich, was im besten Falle passieren kann und was im schlimmsten. Wie sieht das Worst-Case-Szenario aus, wenn die Unternehmung komplett scheitert?

Sind Sie sich bewusst, dass mit der Gründung stets ein Risiko einhergeht, rennen Sie auch im Ernstfall nicht blind gegen die Wand, sondern haben eine Exit-Strategie in der Schublade?

Finanzierung

Mit dem fertigen Businessplan kann es an die Beschaffung des Startkapitals gehen. Wie hoch ist der Anteil des Eigenkapitals, das Sie einbringen können? Gibt es Freunde oder Familie, die sich finanziell an der Unternehmung beteiligen können? Welche externen Geldgeber sind vorhanden?

Grundsätzlich stehen Gründern zahlreiche Möglichkeiten zur Verfügung, um an Startkapital zu kommen:

  • Förderprogramme von Bund und Ländern

Vor allem, wenn der Anteil des Eigenkapitals zu gering ist und entsprechende Sicherheiten fehlen, kann es schwierig sein, die Bank von der eigenen Idee zu überzeugen. Ist das der Fall, bietet es sich an, Beteiligungskapital zu akquirieren – Geldgeber, die rein rechnerisch den Anteil des Eigenkapitals erhöhen und damit die Chance auf die Bewilligung eines Kredites bei der Bank.

Zu unterscheiden sind dabei stille und offene Beteiligungen, die große Unterschiede hinsichtlich der Mitspracherechte des Investors mit sich bringen. Hier sollte man sich genau informieren, um nicht unbedarft die Entscheidungshoheit zu veräußern.

Gründung

Steht die Finanzierung, steht der Gründung nichts mehr im Wege. Hier ist etwas Vorsicht geboten, da einige Finanzierungsformen vor der Gründung beantragt sein müssen. Den offiziellen Startschuss erhält das Unternehmen mit der Anmeldung beim Gewerbe- und/oder Finanzamt und gegebenenfalls dem Handelsregistereintrag.

Der offizielle Titel ermöglicht dann auch, in die Außenkommunikation mit Kunden und Lieferanten einzutreten, Versicherungen abzuschließen und im Namen des Unternehmens zu agieren.

Da jedoch auch dann noch viele Fragen offen sein dürften, empfiehlt es sich, auch weiterhin Beratungsangebote in Anspruch zu nehmen.

Fazit

Eine Gründung bietet eine hervorragende Gelegenheit, um strukturiert in die Selbstständigkeit zu starten. Auch wenn kein Fremdkapital notwendig ist, sollte stets ein Businessplan ausgearbeitet werden, um alle relevanten Punkte sorgfältig durchdacht zu haben und keine unliebsamen Überraschungen zu erleben.

Der Finanzteil des Plans stellt nicht nur für Banken und Investoren einen wichtigen Indikator der Tragfähigkeit dar, sondern bietet stets auch dem Gründer selbst ein Tool, um aktuelle finanzielle Entwicklungen nach der Gründungsphase abzugleichen und Prognosen für die Zukunft abzuleiten.